Babies wachsen zwar nicht auf Bäumen, …

… aber Baby-Bäume zuweilen im 3D-Drucker. Die Rennsegelbootklasse RG-65 ist inzwischen recht gut durchkonstruiert. Neue, große Innovationsschübe wie die Einführung von Swing-Riggs oder Bootsbau im 3D-Druck sind derzeit nicht erkennbar. Im Feintuning liegen m.E. jedoch nach wie vor Potentiale. Ein paar fielen mir beim Bau meiner manta2022 namens „Bente“ auf und betrafen u.a. besagte Baby-Bäume.

Baby-Bäume

Für die, die in der Materie noch nicht so zuhause sind, ein kurzer Exkurs. In einem klassischen Rigg einer RG-65 wird die Fock mittels eines sogenannten Pendelfockbaumes an ihrer Unterliek über drei Befestigungen aufgespannt. Über die Vorliek der Fock und die Dirk nahe dem Mast nach oben und mit einer Befestigung im vorderen Bereich nach unten zum Deck. Um letztere kann die Fock rotieren, also pendeln. Wie weit wird mittels einer Schot eingestellt. Damit dies alles auch möglichst sicher geschieht befindet sich vorn am Fockbaum ein verstellbares Ausgleichsgewicht, das dafür genügend Pendelmasse zur Verfügung stellt.

Aktuelle Swing-Riggs funktionieren anders. Sie besitzen einen fest mit dem Mast verbundenen, relativ kurzen Fockbaum, ebenso wie einen fest verbundenen Großbaum. Auf diesem Fockbaum ist ein kürzerer, sog. Baby-Baum mit einem Lager vorn befestigt, der achtern nach beiden Seiten auspendeln kann. Die Unterliek der Fock ist vorne am Fockbaum angeschlagen und hinten am achteren Ende des Baby-Baums. So kann die Fock auch hier pendeln.
In der Anfangszeit stellte das vordere Lager ein besonderes Problem dar. Da gab es teils recht aufwändige Konstruktionen mit Kugellagern usw.. Spätestens mit dem Erscheinen von Andy Hoffmanns mantaEVO und der von ihm verwendeten super-simplen Drahtlager zeichnet sich hier ein Umdenken ab. Da werden nur speziell gebogene Haken aus sehr hartem Draht einfach in Bohrungen in Mast und Fockbaum entsprechend der jeweiligen Baby-Baumkonstruktion gesteckt und bei sauberer Ausführung laufen sie sehr leicht.

Der hintere Teil eines Baby-Baums mit der Achterliek muss allerdings gegen den Winddruck niedergehalten werden. Genau das macht es jetzt etwas komplizierter.
Derzeit haben sich dafür m.E. zwei brauchbare Konstruktionsmuster durchgesetzt: Die Verwendung einer mit einem Lager am Mast befestigten Druckstange oder einer am Mast befestigten Kulisse, in der das hintere Ende des Baby-Baums geführt wird. Beides erfüllt seinen Zweck.
Ich bevorzuge die Methode mit Drahtlagern und Druckstange, da sie kaum störende Einflüsse erzeugt oder recht unempfindlich ist. Sie kann ohne viel Aufwand erstellt werden und ist kaum sichtbar. Die Kulisse bietet immer eine, wenn auch nur kleine Angriffsfläche für Wind, ist auffälliger und könnte nach meiner Einschätzung etwas störanfälliger sein.

Meine Baby-Bäume sind inklusive Druckstange aus Carbon-Röhrchen gefertigt. Für die Drahtlager verwende ich Schweißdraht, 1 mm.
Die komplette Länge des Baums besteht aus einer 4 x 2 mm Carbon-Röhre. Vorne klebe ich ein Stückchen 2 x 1 x 30 mm Rohr (als spätere Aufnahme für den 1 mm Lagerdraht) ein und hinten schiebe ich ein Stückchen 6 x 4 x 25 mm über das Ende und verklebe es. Am hinteren Ende bohre ich senkrecht ein 2 mm Loch für die Druckstange (2 x 1 mm) und waagerecht davor eins 1,5 mm für die Schot. Dann kommen noch zwei selbst geschnittene Silikonringe von entspechenden Schläuchen über den dünnen und dicken Teil des Baby-Baums.
Für die Lagerdrähte werden entsprechende Bohrungen 1 – 1,2 mm in Fockbaum und Mast eingebracht und dann die Lagerhaken gebogen. Dann kann alles ins Rigg gehängt werden.
Die Lager sind sehr sicher sofern die Haken korrekt gebogen werden. Bei mir hat sich noch nie eins gelöst.

Wo ich dabei noch Verbesserungsmöglichkeiten sehe, ist der Bereich Kulisse/Druckstange. Beide funktionieren, scheinen mir aber noch nicht die elegantesten Lösungen zu sein. Ich hatte da allerdings noch keine bessere Idee. Aber vielleicht befindet diese sich ja auf dem Sprung im Kopf von jemand anderem.

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